100 Tage Cyber-Angriff: Schon viel erreicht – aber weiter „Ausnahmesituation“
Rund 100 Tage sind seit dem Cyber-Angriff auf den kommunalen IT-Dienstleister Südwestfalen-IT (SIT) vergangen – Anlass für die Stadt Siegen, einen „Zwischenstand“ zu geben.
Wo steht die Stadt aktuell, was wurde in den vergangenen Wochen erreicht, was funktioniert wieder in der Stadtverwaltung, in welchen Bereichen gibt es weiterhin Einschränkungen, wie geht es weiter und vor welchen Herausforderungen stehen wir in nächster Zeit?
Bei einem Pressegespräch informierten deshalb gestern (Dienstag, 13. Februar) Bürgermeister Steffen Mues, Stadtbaurat Henrik Schumann (Leiter SAE) und Feuerwehr-Leiter Thomas Jung (Koordinator SAE) über den aktuellen Stand bei der Bewältigung der Folgen des Hacker-Angriffs. Mit dabei im Großen Sitzungssaal des Geisweider Rathauses waren ebenfalls Wolfgang Cavelius, I. Beigeordneter und Kämmerer, Arne Fries als Ordnungsdezernent und Andree Schmidt als Schul- und Sozialdezernent. Einen praktischen Einblick gab es in die Arbeit der städtischen Repro-Stelle, wo Abteilungsleiter Michael Krämer und Mitarbeiter Ralf Hensel über ihre Arbeit während der Cyberkrise informierten und wo beispielsweise das Drucken von großformatigen Bebauungsplänen seit Mitte Dezember wieder möglich ist.
“Mich stimmt optimistisch, dass wir Stand heute schon viel weiter sind, als noch Anfang Dezember für möglich gehalten, dennoch sind die Folgen und die damit verbundenen Einschränkungen bei weitem nicht überwunden”, sagte Bürgermeister Steffen Mues, “auch wenn wir immer mehr Fachverfahren ans Laufen kriegen, und so die Ärgernisse für die Bürgerinnen und Bürger sukzessive kleiner werden.” Zuletzt sei dies nach den Bürgerbüros in der Ausländerbehörde wieder möglich gewesen, wo wieder mehr Dienstleistungen möglich sind wie die Beantragung und Ausstellung von Reisepässen und Aufenthaltstiteln. Es sei aber Stand heute nicht möglich, eine genaue Zeitschiene zu nennen. “Der Weg ist noch lang, aber wir befinden uns auf dem richtigen Pfad.”
Die Stadt Siegen geht davon aus, über den akuten digitalen Wiederaufbau hinaus künftig weiterhin einen IT-Dienstleister zu benötigen. Dazu Steffen Mues: „Die IT können wir als Stadtverwaltung nicht alleine stemmen und uns separieren, also unser eigenes Ding machen. Für diese komplexen und sicherheitsrelevanten Anforderungen sind wir als Kommune wiederum zu klein. Dies würde unter anderem immense Kosten bedeuten.“
Bürgermeister Mues dankte auch den Bürgerinnen und Bürgern, die Geduld und Verständnis für die Folgen des Cyber-Angriffs aufbrächten, aber auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung: “Viele haben in den letzten Wochen mit Hochdruck an Lösungen gearbeitet, im und für den Stab für außergewöhnliche Ereignisse, und dabei Mut, Nerven und Durchhaltevermögen für kreative Lösungen bewiesen.”
Im Anschluss gab Henrik Schumann als Leiter des “Stabs für außergewöhnliche Ereignisse” (SAE) einen Rückblick auf die verschiedenen Krisenphasen in den zurückliegenden Wochen seit dem 30. Oktober, vom absoluten “Notmodus” in den ersten vier Wochen, dem Aufbau einer IT-Parallelstruktur bis zum Wiederanlaufen der “Basis-Dienstleistungen” wie der Bürgerdienste in den vergangenen Wochen. “Nach 14 Tagen hatten wir wieder 200 Rechner am Start. Das war ein Kraftakt, aber für uns wirklich wichtig. Dadurch konnten die Abteilungen wieder kommunizieren.” Schumann weiter: “Grundsätzlich sehen wir eine positive Entwicklung. Eine Normalsituation wie vor der Krise, in dem alle Fachverfahren wieder laufen, wird noch Monate dauern – voraussichtlich bis 2025.”
Thomas Jung, mit Beginn des Cyber-Angriffs Koordinator im SAE, erläuterte danach, wie sich die Arbeitsorganisation und die Arbeitsstruktur im Rahmen der Krise zwischenzeitlich verändert hat: Mussten zu Beginn vor allem grundsätzliche Entscheidungen getroffen werden („wie sichern wir Fragen der Daseinsvorsorge, wie sichern wir Fragen der Kommunikation“) mit täglichen Sitzungen bis in den Dezember, wurden diese immer mehr abgelöst von strategischen Fragestellungen. Durch den SAE “konnten wir direkt zu Beginn der Krise hohe Entscheidungsgeschwindigkeiten erreichen”, so Jung. Vom Notfall- sei der Krisenstab in den Entscheidungsmodus gewechselt, der SAE sei wieder in die Stadtverwaltung zurück überführt worden: “Wir sehen die Bearbeitung des Cyber-Angriffs weiterhin als dauerhafte Aufgabe der Stadtverwaltung Siegen im Stab für außergewöhnliche
Quelle: www.siegen-stadt.de