Die Anlage entsteht auf der Kläranlage im Siegener Süden, der größten der drei von ESibetriebenen Kläranlagen im Stadtgebiet Siegen. „Diese Baumaßnahme ist nicht nur innerhalb der Stadt Siegen, sondern auch in der Region bislang einzigartig. Ein innovatives Projekt, das sich rechnet und zum Klimaschutz beiträgt, weil es nachhaltig arbeitet“, sagte Bürgermeister Steffen Mues.
Bei der Abwasserreinigung entsteht als "Restabfall" so genannter "Klärschlamm", eine breiartige Masse mit immerhin noch mehr als 65 Prozent Wasseranteil. Jährlich fallen in den drei Siegener Kläranlagen etwa 1.000 Tonnen grobe Stoffe an (vor allem Kunststoffe), dazu rund 8.000 Tonnen Sand sowie 8.500 Tonnen Klärschlamm. Dieser Klärschlamm wird derzeit thermisch entsorgt.
Bei dem Wasseranteil bedeutet das, dass pro Jahr "fast 230 Sattelzüge mit purem Wasser von Siegen in die Verbrennungsanlage gefahren werden", sagte ESi-Betriebsleiter Ulrich Krüger. "Mit der Inbetriebnahme der neuen Trocknungsanlage soll dieser 'Wassertourismus' gestoppt werden." Aus dem Klärschlamm entsteht künftig ein Granulat, das als Grundlage für weitere Verarbeitungen dient. Denn das getrocknete Granulat enthält nur noch fünf bis zehn Prozent Wasser.
"Ein Kostenprodukt wandelt sich hier zu einem echten Wertstoff, der auf dem Markt angeboten werden kann", sagte Krüger. "Das Granulat ist ein wertvoller Brennstoff." Um die Vermarktung wird sich die neu gegründete ESi GmbH kümmern. Ziel ist, auch Klärschlamm aus anderen Kläranlagen zu trocknen. Die neue Anlage ist zunächst auf 14.000 Tonnen jährlich ausgelegt, der Anteil des Siegener Klärschlamms beträgt rund 8.500 Tonnen jährlich.
Ziel ist Probebetrieb im Frühjahr 2019
Der Rohbau der neuen Trocknungsanlage soll noch in diesem Jahr stehen, der Einbau der Maschinentechnik folgt danach. Ziel ist, den Probebetrieb im Frühjahr 2019 zu eröffnen. Die komplette Baumaßnahme wurde EU-weit ausgeschrieben. Auch heimische Unternehmen sind mit ihrem Know-how am Bau der Trocknungsanlage beteiligt.
Dazu gehören die Firma Sülzle-Klein aus Niederfischbach (Maschinentechnik, 4 Mio. Euro) und das Unternehmen Hundhausen aus Siegen (Bautechnik, 2,7 Mio. Euro). Die Elektrotechnik (2,1 Mio. Euro) verbaut das Unternehmen BN Automation aus dem thüringischen Ilmenau. Die Energie für die Trocknung stammt aus einem neuen, hochmodernen Blockheizkraftwerk (BHKW) mit drei Gasmotoren, welche das bisherige BHKW ersetzen wird. Das neue Blockheizkraftwerk baut das Unternehmen OSMO aus Georgsmarienhütte (1,2 Mio. Euro).
Das neue BHKW erzeugt 560 Kilowattstunden elektrische Energie, die aber nur zu einem kleinen Teil in der Trocknung selbst gebraucht wird. Nach wie vor wird der größte Teil der Energie aus dem BHKW in erster Linie in der Kläranlage benötigt und ersetzt den Zukauf von Strom. Mit der Abwärme der Motoren soll der Klärschlamm getrocknet werden.
Das Ganze wird mit der Heizungsanlage der Kläranlage gekoppelt, sodass einerseits überschüssige Wärme an die Kläranlage, den Betriebshof und die Stadtgärtnerei abgegeben werden kann und andererseits die Heizungsanlage der Kläranlage bei Verbrauchsspitzen den Trocknungsprozess unterstützt. Die drei Gasmotoren werden durch Gas aus der "Schlammfaulung" und zugekauftem Erdgas betrieben.
Quelle: Stadt Siegen