Siegener Stadtwald mit FSC-Zertifizierung ausgezeichnet
Der Siegener Stadtwald – insgesamt rund 900 Hektar – trägt nun das FSC-Siegel: Mit der Zertifizierung durch den FSC („Forest Stewardship Council“, auf Deutsch: „Weltforstwirtschaftsrat“) wird der städtische Forstbetrieb für seine nachhaltige und verantwortungsvolle Bewirtschaftung der kommunalen Waldflächen ausgezeichnet.
Auf dem Wanderparkplatz Tiergarten in Weidenau befestigten Bürgermeister Steffen Mues und Joachim Boller, Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Klima und Energie, jetzt (Donnerstag, 10. Februar) die ersten von mehreren grünen FSC-Zertifikatsschildern zur Informationen der Waldbesucher.
„Wir haben uns als Kommune dem Klimaschutz verpflichtet und übernehmen eine Vorbildfunktion, den Wald im Sinne der Bürgerinnen und Bürger nachhaltig zu bewirtschaften und für die nächsten Generationen zu erhalten“, freute sich Bürgermeister Mues über die Auszeichnung.
Der Zertifizierung vorausgegangen war ein Beschluss des Umweltausschusses im Mai 2021, den Stadtwald nach den Standards des FSC zu bewirtschaften und die Zertifizierung zu beantragen. „Als Entwicklungsfläche für Naturwald nimmt das Waldgebiet ,Weidenauer Tiergarten‘ eine zentrale Rolle ein: Die rund 85 Hektar Fläche werden nicht mehr bewirtschaftet und sind für den Biotop- und Artenschutz bestimmt“, erklärte Joachim Boller. Ökologische Untersuchungen werden den forstlichen Nutzungsverzicht begleiten.
Zuvor hatte Elmar Stertenbrink als Vorstandsmitglied des FSC Deutschland die offizielle Urkunde an Bürgermeister Steffen Mues und Stadtförster Jan Marc Heitze übergeben. Damit gilt für den Siegener Stadtwald offiziell der „FSC-Waldstandard 3.0“.
„Das FSC-Siegel ist das weltweit anerkannteste Zertifikat für die Absicherung wichtiger Umwelt- und Sozialstandards im Wald. Hiermit setzt die Stadt Siegen ein Zeichen für nachhaltige Waldwirtschaft im Ausgleich unterschiedlicher Interessensgruppen“, gratulierte Elmar Stertenbrink bei der Übergabe. Die Stadt Siegen hat sich den strengen Kriterien des FSC erfolgreich gestellt, denn der Auszeichnung war ein monatelanges Bewertungsverfahren und die Prüfung vor Ort durch einen unabhängigen FSC-Gutachter vorausgegangen. Das Zertifikat wird zunächst für die Dauer von fünf Jahren ausgestellt.
Ziel ist, die ökologisch wertvollen, teilweise über 200 Jahre alten Buchen- und Eichenwäldern zu erhalten. „Solche naturnahen Wälder sind in Deutschland selten geworden, aber für die biologische Vielfalt enorm wichtig“, sagt Jan Marc Heitze. Die Natur bleibt sich hier in den nächsten 100 Jahren selbst überlassen, einzige Ausnahme sind so genannte „verkehrssichernde Maßnahmen“, etwa wenn Äste auf Wege zu fallen drohen und Fußgänger gefährden.
Historischer Tiergarten Weidenau wird Naturschutzgebiet
Wie Jan Marc Heitze erklärte, soll die Waldfläche als „Wildnisentwicklungsgebiet“ nach dem Landesnaturschutzgesetz ausgewiesen werden: „Der Tiergarten wird dann zum Naturschutzgebiet.“ Darüber hinaus bietet die Wiederbewaldung der Totholzflächen nach dem Borkenkäferbefall die Möglichkeit, die Standards des FSC großflächig einzuführen und den Wald ökologisch wie ökonomisch auf den Klimawandel einzustellen.
Zu den FSC-Grundsätzen gehören außerdem der Verzicht auf Pestizide, angepasste Wildbestände, jährliche unabhängige Kontrollen des Forstbetriebs, eine schonende Holzernte, der Verbleib von Baumästen und Kronen als Biomasse im Wald und die Begrenzung nichtheimischer Baumarten auf maximal 20 Prozent. Darüber hinaus fördert und regelt der FSC die Beteiligung unterschiedlicher Interessensgruppen bei der Waldwirtschaft und Transparenz durch die Veröffentlichung von jährlichen Kontrollberichten aus dem Wald im Internet.
Neben dem Schutz des Walds umfasst die FSC-Zertifizierung auch die Arbeitsorganisation und Personalführung. So wurde die sogenannte „Rettungskette“ der Forstwirte neu organisiert, gefährliche Waldarbeiten finden nur noch in Dreier-Teams statt. Zudem wurden 45 über den Stadtwald verteilte Rettungspunkte ausgewiesen. Sie können über die App „Hilfe im Wald“ auch von Waldbesuchern auf dem Handy genutzt werden können. Darüber hinaus fanden Rettungsübungen im Wald gemeinsam mit dem Rettungsdienst der Stadt Siegen statt.
Quelle: www.siegen.de