Eine Jahrhundertchance wahrgenommen
Die Universität Siegen feiert die Eröffnung des neuen Campus Unteres Schloss. Ministerin Svenja Schulze lobt moderne Forschung und Lehre im historischen Gebäude.
Wissenschaft gehört dahin, wo die Menschen sind. In die Mitte der Gesellschaft, in die Mitte der Stadt. „Das hat die Universität Siegen mit dem Campus Unteres Schloss geschafft“, freute sich NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze bei der offiziellen Eröffnung des neuen Uni-Standortes. Hier werde Wissenstransfer alltagstauglich. „Denn auf dem Campus läuft man sich über den Weg: Bürgerinnen und Bürger, Studierende, Forschende“, sagte Schulze. Sie sei froh, dass dieses Gemeinschaftswerk gelungen und die Uni Siegen im Herzen der Stadt angekommen sei. „Hier kann Austausch gelingen.“
Hochschule wird neu wahrgenommen
Nach zweieinhalbjähriger Bauzeit mit einem Finanzvolumen von 19,5 Millionen Euro ist das Untere Schloss seit dem Sommersemester 2016 die neue Heimat der Fakultät III (Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsrecht) der Universität Siegen. Auf diesem Campus lernen, arbeiten und forschen rund 3.500 „Schloss-Studierende“ und 200 Uni-Beschäftigte. Rektor Prof. Dr. Holger Burckhart hatte zu einem Festakt in die Martinikirche in direkter Nachbarschaft zum neuen Campus eingeladen. Dank sagte er allen, die sich über Jahre und Jahrzehnte für das Schloss-Projekt eingesetzt hatten. Darunter der langjährige Kanzler Dr. Johann Peter Schäfer, der ehemalige Rektor Prof. Dr. Ralf Schnell und Therese Yserentant vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW. „Wir feiern, was wir geschafft haben. Es ist ein Zeichen, dass sich etwas bewegt“, sagte Burckhart. Architektonisch habe die Universität das Stadtbild am Haardter Berg geprägt. „Aber nun wird die Hochschule noch einmal ganz neu wahrgenommen – und mit ihr die Stadt. Hier hat eine Entwicklung, eine Verjüngung und Belebung stattgefunden“, freute sich der Rektor und brachte es auf den Punkt: „Siegen, Forever Young.“
Spagat zwischen Denkmalschutz und modernem Universitätsbetrieb
Dass die Uni ins Untere Schloss ziehen konnte, dort wo schon Mönche, Fürsten, Beamte und sogar Strafgefangene untergebracht waren, sei eine Jahrhundertchance gewesen. „Aus Gefängniszellen wurden Bildungszellen“, sagte Burckhart und schmunzelte. Sein Lob galt dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW, dem der Umbau des altehrwürdigen Gebäudes hervorragend gelungen sei. Gabriele Willems, Geschäftsführerin des BLB, räumte ein, dass diese Aufgabe nicht einfach gewesen sei. „Die Baumaßnahme am Unteren Schloss war ein schwieriger Spagat zwischen dem Denkmalschutz einerseits und den Anforderungen eines modernen Universitätsbetriebes andererseits. Diesen Spagat haben wir gut gemeistert und ein neues Kapitel in der Geschichte des Unteren Schlosses aufgeschlagen."
Meilenstein für die Stadt-Entwicklung
Der Campus ist von mehreren Seiten offen zugänglich und wird künftig auch für öffentliche Veranstaltungen genutzt. Für die Stadt sei die Campus-Eröffnung ein wichtiger Meilenstein innerhalb der Stadtentwicklung, betonte Bürgermeister Steffen Mues: „Die Uni gehört mitten in die Stadt – und ist jetzt endlich spürbar. Wir werden alles tun, um die Universität beim Umzug weiterer Fakultäten in die Stadt zu unterstützen.“ Im Anschluss an den Festakt verschafften sich die Gäste bei einem Rundgang einen Eindruck vom neuen Campus. An vielen Stellen ist es gelungen, moderne Technik mit historischen Details zu verbinden. Der ehemalige Gerichtssaal wird nun als Sitzungssaal genutzt, das ehemalige Mobiliar blieb erhalten. Besondere Aufmerksamkeit galt der Bibliothek mit rund 100.000 Medien der Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftsinformatik und des Wirtschaftsrechts. Dort wurde das Kunstwerk eingeweiht, das bei der Vorstellung der Baumaßnahme im September 2013 initiiert worden war. Damals hinterließen Ministerin Schulze und weitere Projektbeteiligte ihre Handabdrücke auf speziellen Gipsplatten, die Kunststudierende in eine Installation umgesetzt haben.